Die Gefühle fahren Achterbahn
Zu allererst möchte ich mich entschuldigen bei meiner lieben Familie für Unannehmlichkeiten, Ängste und sonstiges die ich durch mein Verschwinden ausgelöst habe. Weiterns möchte ich mich auch bei denjenigen Entschuldigen bei denen ich durch mein Verschwinden ungute Gefühle ausgelöst habe. Danke dann noch an meine liebe Familie das durch ihr eingreifen, orten meiner Laufstrecke mich wieder nach Hause geholt haben und mich auch zu Hause weiter betreut haben.
Weiß der Teufel was mich da geritten hat am Sonntag nach einem kleinen Streit mit meiner Frau wegen Kleinigkeiten machte ich mich fertig zu einem Lauf. Es war ca. um 16 Uhr 30 mit kurzer Laufhose langes Laufshirt, Laufrucksack mit ein wenig Wasser machte ich mich auf den Weg. Ich war aufgedreht, am Freitag ein Streit mit meinem größten Auftraggeber auch wegen Kleinigkeiten dann mit meiner Frau irgendwie fühlte ich mich beschießen und wollte nur noch weg.
Die Strecke die ich lief entfernte sich alsbald einmal von meiner ursprünglichen Laufstrecke, sie führte über die Länge durch den Neudingerwald zum Teil quer durch den Wald. Nach ca. 16km setzte das Handy mit dem Runtastik mit der Aufzeichnung aus worauf ich das Handy ausmachte. Wollte nur noch Ruhe haben ungestört sein und laufen. Irgendwann es war schon finster musste ich in der Nähe von Kommingen die grüne Grenze überquert haben, auf alle Fälle war ich plötzlich in Bargen in der Schweiz. Die Gefühle gingen hoch und runter was will ich eigentlich, wo will ich hin. Inzwischen wurde es auch kalt, fand noch eine Sommerlaufjacke in meinem Rucksack die ich mir dann gleich einmal anzog und der Gedanke ging nur noch den Lauf Richtung Süden Spanien oder dergleichen fortzusetzen wo es doch wärmer ist. Schaffhausen durch, den Rhein entlang am Rheinfall vorbei und immer weiter. Es wurde immer kälter und der Gedanke ging in Richtung schlafen inzwischen war es beinahe 1/2 3Uhr morgens. Auch die Garmin hatte längst seine Aufzeichnung beendet und mein Weg führte in Jestetten zur Sparkasse wo ich mich im Kundenbereich zum Schlafen auf den Boden legte. Nach 1,5 Stunden wurde ich wieder wach worauf ich mich wieder meinen Lauf fortsetzte. Am Anfang lief es nicht richtig rund, die Hüfte, der Vorfuß wollten zuallererst nicht richtig aber dann lief es wieder. Meine Streckenvorgabe im Kopf war Zürich, zum Teil auf der Hauptstraße, zum Teil auf danebenliegende Feldwege führten mich auf den richtigen Weg. Um die 7 Uhr morgens kehrte die Kälte wieder so richtig in den Körper ein sodass ich mich zu einer Pause in einem Cafe zum Frühstück hauptsächlich zum aufwärmen entschloss. Nach einem Bröttle, einem Wurstweckle und einem Cafe machte ich mich wieder auf den Weg nach Zürich. Im Kopf hatte ich die Zielrichtung Biel, Genf und dann über die Berge nur manches passt dann nicht mehr zusammen. Nach Zürich südlicher Richtung fragte ich zwei zufällig antreffender Polizisten nachdem anderere Fußgänger mir keine Auskunft geben konnten „ wonach geht es Richtung Bielersee“. Die Zwei ganz erstaunt – wonach Bielersee? Ich darauf ja Bielersee nach Biel. Diese wieder Türlersee? ich wieder nein Bielersee. Darauf fragten sie mich ob ich überhaupt weiß wo ich bin, ich darauf ja in der Nähe Zürich. Dann klärten sie mich auf das Biel ca.200km entfernt wäre. Dann war mir klar dass noch ein paar Täler dazwischen liegen würden und ich zu schnell Richtung Süden unterwegs war. Da ich dann mit den zwei Polizisten doch noch einigte, dass ich vorerst meine Zielrichtung beibehalte gaben sie mir eine Abkürzungsroute bekannt über den Felsenstein eine harte Route sehr steil und hart als schwarze Route gekennzeichnet. Gleich zu Beginn des Steiges war eine Bank wo ich mich niederließ um einmal das Handy einzuschalten und mir den Kartenauszug anzusehen. Da wurde mir klar wo ich genau war und ich Biel am besten vergesse und einfach Richtung Süden weiterlaufen werde und dabei eine andere Strecke einschlagen werde. Von jetzt ab stand Luzern als heutiges Tagesziel vor den Augen. Plötzlich war im Handy ein Hinweis von wegen Handysuche erfolgreich oder dergleichen. Da war mir klar jetzt haben sie mich geortet sofort das Handy ausgeschaltet und die Hoffnung das man mich nicht so schnell findet. Der Lauf ging weiter die steile Strecke hoch zum Felsenstein fand ich gar nicht so schlimm und auf der anderen Seite ging es flach nach unten. Als Verpflegung mussten vorerst Brennesselblätter erhalten bei Steinhausen kaufte ich mir mal 6 Zwetschgen und 3 Bananen als Marschverpflegung. Die Füße wurden inzwischen immer schwerer die Schuhe wurden zu klein sie drückten alsbald entschloss ich mich auf einer Bank am Waldesrand ein Nickerchen zu machen. Die Schuhe hielt ich dabei an weil ich Angst hatte ich käme anschließend nicht mehr hinein. Nach einer Stunde setzte ich meinen Lauf wieder fort, mühselig aber es ging, wollte auf alle Fälle noch Luzern erreichen. Bei Luzern schlich sich die Kälte wieder am Körper empor es wurde schon finster da ich vergas neue Batterien für die Stirnlampe zu besorgen und noch weitere Tage vor den Augen hatte entschloss ich mich eine Übernachtung in einer Pension einzulegen gut schlafen damit ich am nächsten Tag einigermaßen fit wieder weiter laufen kann. Fand eine Bettstelle, ein Matratzenlager Hauptsache warm ich biberte vor Kälte und die Füße brannten also war mir jede Schlafstelle recht. Das Nachtessen fiel aus die Wirtschaft nebenan hatte geschlossen und noch 1km laufen zur nächsten hatte ich keine Lust mehr. Eine Banane hatte ich noch die wurde schnell verzehrt, dann hinein ins Bett sogleich mit zwei schweren Decken zugedeckt und ich war im Reich der Träume.
Eine Stunde später geht das Licht an und in der Türe steht mein Sohn dahinter kamen noch dessen Freundin und meine Frau. Da war mir klar dass hier mein Ausreißer zu Ende war. Eine Viertelstunde später saßen wir alle im Auto und fuhren Richtung Heimat.
Mir war nicht klar was ich mit meinen unüberlegten Lauf ausgelöst hatte. Meine Frau fuhr in der Nacht die ihr bekannte Laufstrecke von mir ab. Morgens verständigte sie unsere beiden Söhne, der eine bei Wiesloch der andere in Bayern bei seiner Freundin. Anschließend noch die örtliche Polizei, die auch noch die Strecken abfuhr. Ein Großaufgebot der Polizei der auch zahlungspflichtig wäre hatte mein Sohn vermieden der ein Suizid ausschloss da das Handy Bewegung aufzeichnete. Die Polizei hielt zuallererst ein Laufen mit dieser Entfernung als sehr zweifelhaft blieb aber dann doch mit meinem Sohn in Verbindung und brachten meine Laufstrecke mit Handyverfolgung heraus. Der zweite Sohn reiste sofort aus Bayern mit seiner Freundin an und machte sich zusammen mit meiner Frau auf den Weg in die Schweiz.
Die Handyverfolgung zeigte genau das Haus an wo sich mein Handy befand. Dieser Aufwand war mir nicht bewusst als ich unterwegs war. Möchte mich hier nochmals Entschuldigen bei allen Beteiligten und Danke sagen. Zum Lauf selber möchte ich sagen ist wiederholungswert aber dann mit Absprache es waren ca. 200km in 28 Stunde davon 2,5 Stunden geschlafen.
Zum Titel „Die Gefühle fahren Achterbahn“, sie fuhren Achterbahn es gehen einem viele Dinge durch den Kopf und hoffe dass dies so schnell nicht mehr passiert. Inzwischen sind 2 Tage vergangen und schön langsam kommt wieder Klarheit in den Kopf.